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Kinder sicher aufs Rad bringen

Berliner Fahrradpreis geht an LehrerInnen, die das Radfahren von Kindern und Jugendlichen mit guten Projekten fördern

Radfahren unter realen Bedingungen
Am 1. Juni ist es wieder soweit: 70 Kinder der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule machen ihre Radfahrprüfung im realen Straßenverkehr, nachdem sie zuvor kräftig in der Jugendverkehrsschule geübt haben, das Rad sicher zu beherrschen. Sie werden dadurch viel besser auf das Radfahren vorbereitet, als wenn die Radfahrausbildung nur in den Jugendverkehrsschulen – geschützt vor dem tatsächlichen Verkehr -stattfinden würde, wie es in Berlin leider immer noch meistens der Fall ist. Die LehrerInnen der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule ermöglichen den Kindern dies und scheuen den hohen organisatorischen Aufwand nicht. So wird die Aktion nicht nur mit den Verkehrssicherheitsberatern der Polizei abgestimmt, sondern zusätzlich sind zahlreiche Eltern und Großeltern zur Unterstützung nötig, die dadurch nebenbei viel besser in die Radfahrausbildung ihrer Kinder eingebunden werden, als es normalerweise der Fall ist. Wera Barth, Michaela Ränisch und Bianca Pohler erhalten für dieses außergewöhnliche Engagement den diesjährigen Berliner Fahrradpreis.

Radfahren ab der 2. Klasse
Dass es bereits früher als erst in der 4. Klasse losgehen muss, propagiert und praktiziert Detlef Haake schon seit Jahrzehnten. Der Lehrer der Grundschule am Sandsteinweg und langjährige Schulberater hat sich bereits 1986 für das Frühradfahren ab der 2. Klasse eingesetzt. Eine wichtige Voraussetzung für das sichere Beherrschen des Fahrrades, die spätere Radfahrprüfung und das selbstständige Fahren im Straßenverkehr. Als dienstältester Berliner Schulberater koordiniert und unterstützt er die Schulen in Neukölln und inzwischen auch in Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg im Rahmen von Fortbildungen, Regionalkonferenzen und Verkehrssicherheitsaktivitäten wie der Aktion „Toter Winkel“.

Rad fahrende Schule
Dass es in der Oberschule weitergehen muss, ist Thema von Johannes Kowalewsky. Der Sportlehrer bietet seit Jahren eine Radsport-AG an seiner Schule, der Carl von Ossietzky-Oberschule, an und macht Radtouren mit den SchülerInnen. 2015 sind sie gemeinsam bis nach Kopenhagen geradelt. Nebenbei bietet er gemeinsam mit dem Berliner Radsport-Verband Fortbildungen für andere Lehrkräfte an. Die Schule versteht sich als „Rad fahrende Schule“, das Radfahren wurde ins schulinterne Curriculum aufgenommen. In der schuleigenen Werkstatt kann Radtechnik praktisch gelernt werden. Dieses Engagement an der Carl von Ossietzky-Oberschule ist besonders bemerkenswert und wichtig, denn für die meisten Kinder endet die Radfahrausbildung mit der Prüfung in der 4. Klasse. Man muss da unbedingt dran bleiben, wenn wir wollen, dass mehr junge Menschen sicher Rad fahren!

Eltern-Taxi ist extrem kontraproduktiv

Der BUND Berlin begrüßt es, dass der Berliner Senat die Wichtigkeit des Themas erkannt hat und das in diesem Jahr mit der Auszeichnung „Fahrradstadt Berlin“, dem Berliner Fahrradpreis, würdigt. Denn das Engagement der Ausgezeichneten zeigt, wohin die „Fahrt“ gehen muss.
Engagierte LehrerInnen können es aber nicht allein schaffen, dass unsere Kinder sich auf dem Rad und auch sonst sicher in der Stadt fortbewegen können. Die Eltern müssen auch ihren Teil dazu beitragen und mit ihren Kindern aufs Rad steigen und zu Fuß gehen – das Eltern-Taxi ist da extrem kontraproduktiv.

Seit der letzten StVO-Novelle dürfen sie ihre Kinder bis zum Alter von 10 Jahren endlich mit dem Rad auf dem Gehweg begleiten.

 

Aber besonders ist unsere Verwaltung gefordert

Radfahren muss in unserer Stadt sicherer werden  – nicht nur für Kinder! Hier müssen endlich die Prioritäten verändert werden und Sicherheitsaspekte in den Vordergrund rücken:

  • Mehr Tempo 30 im Umfeld von Schulen und Kinder- und Jugendeinrichtungen
  • Lückenschlüsse im Radroutennetz
  • Sichere Radverkehrsführungen, auch an Baustellen
  • Sicher Überquerungsmöglichkeiten an Hauptverkehrsstraßen

Und nicht zuletzt eine konsequente Verkehrsüberwachung und Ahndung von rücksichtslosem Verhalten! Zu schnelles Fahren, Falschparken und andere Gefährdungen von RadfahrerInnen und FußgängerInnen sind keine Kavaliersdelikte. Sie gefährden andere Verkehrsteilnehmende in hohem Maße und Kinder sind davon besonders betroffen!
Für die Akzeptanz und Durchsetzung dieser oft selbstverständlichen und einleuchtenden Maßnahmen muss noch viel in der Stadtbevölkerung geworben werden. Aber die Sicherheit unserer Kinder und allen anderen sollte es uns wert sein.

http://stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/politik_planung/rad/auszeichnung_fahrradstadt/

Ein Kommentar

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  1. Zur Fuss zur Schule

    Gerade in bestimmten Teilen Berlins bringen Eltern ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule um ihnen die permanente Begegnung mit der Masse der türkisch-arabischen Schülern zu ersparen. Dies ist sicher ein berechtigtes
    Anliegen und sollte nicht unterschätzt werden.

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