Die vorliegenden Fotos sind Beispiele, wie es mit dem Zustand der Gewässerufer überwiegend von Spree und Havel in Berlin bestellt ist.
Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich werden derzeit in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit die letzten freien Ufergrundstücke bebaut, häufig in einer Art und Weise, die keinen Platz für die Öffentlichkeit lässt oder sie aber zumindest auf einen schmalen Trampelpfad zusammendrängt, der auch noch von Fußgängern und Radfahrern geteilt werden muss.
Gerade die Flussufer ziehen Menschen in der Stadt magisch an, sie haben einen hohen Erholungswert, man kann dort meist abseits des Autoverkehrs flanieren, die Weite erleben und die Liegewiesen an den Gewässern sind im Sommer hoch frequentiert. Flussufer sind somit ein nicht zu vernachlässigender Standortfaktor für die physische und psychische Gesundheit der Stadtbewohner.
Dazu gibt es in den letzten Jahren der verstärkte Wunsch nach Baden in der Spree, der vom Verein Flussbad Berlin e.V. mit Erfolg in die Politik getragen wird und der an hoffentlich erfolgreichen Umsetzungskonzepten dafür arbeitet. Aber selbst wenn man es schafft, die Wasserqualität so zu verbessern, dass man in der Innenstadtspree wieder baden kann, wo soll dies stattfinden? Gibt es bis dahin noch freie Ufer, wo dies möglich ist?
Dann haben ja Flussufer noch einen hohen Naturschutzwert. Spree und Havel sind ja selber Lebensraum für Fische, zahlreiche andere aquatische Organismen für Wasservögel und Säuger wie Biber und Fischotter.
So fordert z.B. die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), dass der gute ökologische Zustand, bzw. bei stark veränderten Gewässern das gute ökologische Potential verbindlich erreicht werden muss. Dazu muss nicht nur die Wasserqualität verbessert werden, sondern auch die morphologische Struktur muss verbessert werden. Dazu braucht es aber Raum, um z.B. Flachwasserzonen auch in der Stadt,
neu anzulegen.
Aus Natur- und Artenschutzgründen sind die Gewässer auch in der Berliner Biotopverbindungskonzeption wichtige Strukturen und werden im Landschaftsprogramm besonders erwähnt (Zitat): „Das Netz der Gewässer mit ihren Rändern, Ufern und Böschungen durchzieht die Landschaft als natürliche Biotopvernetzung. Es ist zugleich wichtiger Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Viele Zielarten des Biotopverbunds kommen hier vor. Die Flüsse, Bäche und Fließe, Seen, Gräben und Kanäle Berlins sind die entscheidenden Strukturen im Netz der Lebensräume aquatischer und in der Uferzone lebender Organismen. Sie gleichen deshalb im überregionalen Verbund einem Nadelöhr: Ihre Qualität entscheidet, ob sie Populationen vernetzen oder trennen. Deshalb ist die von der WRRL geforderte Durchgängigkeit der Gewässer für Wasserorganismen ein Kernanliegen auch für den Biotopverbund. Das LaPro strebt an, die Gewässer und Gräben mit ihren Rändern, Ufern und Böschungen im nötigen Umfang zu pflegen und weiterzuentwickeln“.
Auch in der Broschüre der Senatsverwaltung zur Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt
wird den Flüssen und Ihren Ufern eine wichtige Rolle zugeschrieben (Zitat):
„So prägen beispielsweise Gewässerlandschaften und bedeutende historische Parkanlagen das Berliner Stadtbild ebenso wie herausragende Bauwerke. In oft überraschender Fülle kann sich biologische Vielfalt hier entfalten, meist abhängig davon, wie die Flächen gestaltet, gepflegt und genutzt werden.“
Und weiter: „Vor diesem Hintergrund zielt die „Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt“ innerhalb dieses Themenfeldes auf die Erweiterung von Spielräumen für die Naturentwicklung in den urban geprägten Bereichen der Stadt. Dies hat unmittelbar positive Wirkungen auch für Menschen. Höhere Anteile an ökologisch aktiven Flächen verbessern Stadtklima und Luftqualität und damit das Wohlbefinden der Stadtbewohnerinnen und -bewohner. Hierzu trägt auch die Möglichkeit des Naturerlebens im unmittelbaren Wohnumfeld bei“.
Allein entfalten diese schönen und blumigen Aussagen keinerlei Wirkung, wenn es um den Erhalt unverbauter Gewässerufer geht. Nach wie vor wird zugelassen, dass gerade die hochwertigen Uferflächen, auf denen sich Menschen erholen könnten und die Ziele der Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt realisiert werden könnten, mit hochpreisigen Wohnkästen zugebaut werden. Diese Flächen sind von ihrem prozentualen Anteil her für die Behebung der Wohnungsnot völlig unerheblich, aber von ihrer Wertigkeit für die Naherholung und Biodiversität. unersetzlich. Während sich andere Städte z.B. Hamburg oder Bremen wieder zum Fluss hin öffnen und die Uferlandschaft für die Bürger erlebbar machen, passiert in Berlin genau das Gegenteil. Es werden die letzten unbebauten Ufergrundstücke der Gier der Investoren nach renditeträchtigen Wassergrundstücken geopfert. Davon bleiben selbst die schmalsten Uferstreifen nicht verschont. Scheinbar sind die Bezirkspolitiker und die Stadtplanungsämter nicht in der Lage, diesem Drang zu widerstehen.
Als aufmerksamer Beobachter kann man diesem Prozess nur fassungslos gegenüber stehen, den offensichtlich derzeit niemand wahrnehmen will. Sind die Zeiten wo man in Friedrichshain-Kreuzberg gegen Media Spree protestierte, vorbei?
Sogar schon an der Holzmarktstraße scheint die Bewegung inzwischen vergessen worden zu sein. Spandau, Charlottenburg- Wilmersdorf oder Treptow-Köpenick hätten so eine Bewegung derzeit dringend nötig.