Print

Posted in:

Fliegen bis zum Abwinken

Wird BER der Aldi unter den Flughäfen?

Fliegen – wir tun es fast alle, aber einige wenige gehören zu den Vielfliegern. Und die größten Vielflieger sind scheinbar unsere Politiker. Denn sowohl Bundesverkehrsminister Dobrindt als auch die Berliner Regierung setzen auf ein ungebremstes Wachstum im Flugverkehr. Dabei blenden sie gerne aus, dass mit wachsendem Flugverkehr die Klimaschutzziele nicht erreicht werden können. In Paris wurde gerade von der Staatengemeinschaft beschlossen, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das wird nicht klappen, wenn nicht in allen Bereichen Maßnahmen zur CO2-Reduzierung ergriffen werden, dazu muss auch der Flugverkehr beitragen.

Eine gute Gelegenheit dazu wäre in Berlin das gerade aufgesetzte Energie- und Klimaschutzkonzept, das das Ziel hat , Berlin bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen. Im Konzept wird zwar festgestellt, dass der Flugverkehr schon heute für 40 % der CO2-Emissionen im Verkehrssektor – bei genauer bzw. ehrlicher Berechnung sind es sogar 60 % – verantwortlich ist, aber es gibt keine einzige Maßnahme zu deren Reduzierung.

Ganz deutlich wird diese Politik bei den Planungen zum Berliner Großflughafen BER. Dort wird voll auf Wachstum gesetzt. Schon vor der Eröffnung wird prognostiziert, dass der neue Airport gar nicht ausreicht. 45 Mio. Passagiere pro Jahr werden für das Jahr 2040 erwartet. Und dafür wird von den Entscheidern auch alles getan: Niedrige subventionierte Flughafengebühren und kein wirksames Nachtflugverbot sind nur zwei Beispiele. Aber nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch wird so unsinniges Wachstum gefördert. Denn wie die enormen Bau- und Unterhaltskosten ohne Subventionen zu stemmen sind, bleibt ein Geheimnis. Und die Marktlage sieht gar nicht so gut aus: Das lukrative Segment der Geschäftsreisenden schrumpft, der Anstieg wird vor allem bei Billig-Fliegern erzielt und da gibt es eine enorme Konkurrenz zwischen den Flugplätzen, so dass der „Dumping-Airport“ dann die Billigairlines mit Angeboten lockt, die der Steuerzahler ausbaden muss und das auch noch auf Kosten von Lärmgeplagten und Klimaschutz.
Dass das Fliegen die klimaschädlichste Form der Fortbewegung ist und die Gesundheit von Menschen durch hohe Lärmbelastung schädigt, weiß inzwischen fast jeder. Trotzdem ist es nicht durchsetzbar, Flugverkehr zu verbieten. Es sollte allerdings verboten sein, diesen zu fördern.

Wenn die Klimaschutzziele, zu denen sich auch das Land Berlin verpflichtet hat, erreicht werden sollen, müssen Maßnahmen und Angebote gefördert werden, die Flüge vermeiden bzw. die Auswirkungen mildern und ausgleichen. Dazu gehört es, die Bahnverbindungen zu verbessern. Reiseziele, die über ICE-Strecken innerhalb von 4 Stunden zu erreichen sind, werden durchaus von den Menschen akzeptiert. Zum Beispiel wäre ein ICE-Sprinter Berlin – Köln/Bonn eine gute Alternative im Vergleich zu einem entsprechenden Flug. Der ICE-Strecken-Ausbau nach München soll in einem Jahr abgeschlossen sein, dann erreicht man München unter 4,5 Stunden und wäre mitten in der Stadt. Allein durch Verlagerungen auf die Schiene würden sich 30.000 bis 50.000 Flüge pro Jahr vermeiden lassen. Über Engpässe bei den Landebahnen und Terminals müsste man sich keine Gedanken machen und es wäre auch gar kein Problem, eine wirkliche Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr für die Anwohner einzuhalten.

Aber auch auf Bundesebene könnte sich das Land Berlin einschalten und dafür einsetzen, dass die externen Kosten über eine Klimaabgabe dem Flugverkehr angelastet würden. Zusätzlich sollte es sich auch endlich dafür stark machen, dass Betriebssubventionen für Regionalflughäfen verboten werden. Um das glaubhaft tun zu können, müsste die Stadt allerdings ihre eigene Flughafenpolitik ändern und die Gebührennachlässe für den BER streichen.

Der BUND hat Eckpunkte für ein Berliner Luftverkehrskonzept vorgelegt. Darin werden die Hausaufgaben beschrieben, die die Bundesregierung und das Land Berlin endlich machen müssen, statt weiterhin über einen weiteren Ausbau des BER wie eine dritte Landebahn zu diskutieren. BUND-Berlin_Luftverkehrskonzept_Berlin-Brandenburg

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert