Kurz vor der Abgeordnetenhaus-Wahl ist das neue Landschaftsprogramm (LaPro) noch vom Parlament beschlossen worden. Es hat, einschließlich Artenschutzprogramm und gemeinsam mit dem Flächennutzungsplan, die Aufgabe, in den nächsten 20 Jahren Natur und Landschaft in der Stadt zu schützen und weiter zu entwickeln, auch zur Sicherung der Lebensqualität des Menschen in der wachsenden Stadt Berlin.
Mit der vollständigen Überarbeitung (das bisher gültige LaPro war von 1994!) gibt es nun eine aktuelle Grundlage, in die eine Reihe von fachlichen Aspekten eingearbeitet wurden. Das LaPro enthält die vier aufeinander abgestimmten Programmpläne: Naturhaushalt/Umweltschutz, Landschaftsbild, Erholung und Freiraumnutzung sowie die gesamtstädtische Ausgleichskonzeption. Gemäß Naturschutzrecht wurde z.B. das Thema Biotopverbund/Biotopvernetzung integriert. Zudem wurden die Ergebnisse einer Vielzahl von städtischen Entwicklungen berücksichtig. StEP Klima, Strategie Stadtlandschaft, Strategie Biologische Vielfalt, 20 Grüne Hauptwege, um nur einige zu nennen.
Wunsch
Gerade in der jetzigen „Bauzeit“ könnte das Lapro ein wichtiges Instrument für eine Grüne Stadtentwicklung sein. Behörden, Planungsbüros und Architekten sollen damit arbeiten. Insbesondere in der wachsenden Stadt mit hoher Dynamik brauchen wir eine integrierte Planungsgrundlage, damit Berlin für Mensch und Natur lebenswert bleibt.
Bei der Entwicklung des Berliner Grüns werden neue Parkanlagen, Kleingartenanlagen, Sport- und Freizeitanlagen, Frisch- und Kaltluftschneisen und deren Entstehungsgebiete mit eingeplant, die die wachsende Bevölkerung braucht. Gefährdete und seltene Pflanzen und Tiere erhalten ihre Flächen. Schilfbestände, naturnahe Flussufer werden nicht bebaut, sondern geschützt. Und wenn denn doch außerhalb wertvoller und schutzwürdiger Gebiete für ein Planungsvorhaben Eingriffe in die Natur erfolgen, muss der Eingriff an anderer Stelle ausgeglichen werden: Das wäre der Ideal-Zustand.
Und Wirklichkeit
Wie sieht es aber in der Realität aus?
Bisher konnte das Landschaftsprogramm im Zusammenspiel mit den anderen Planungsinstrumenten kaum davor bewahren, dass z.B. Kleingartenanlagen überbaut werden, (zurzeit stehen über 14.000 BerlinerInnen auf der Warteliste für einen Kleingarten). Zwar haben wir zusätzliche Parkanlagen erhalten, allerdings häufig einhergehend mit weiteren Verlusten von Naturflächen und Bodenversiegelung. Der Verlust an biologischer Vielfalt geht weiter. So kann es nicht bleiben!
Das neue Landschaftsproramm muss nun zeigen, ob es im jeweils konkreten Einzelfall nicht ein zahnloser Tiger ist.
Kann es den Verlust an Frei- und Grünflächen stoppen?
Kann es den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen?
Das LaPro muss in der Praxis gelebt werden. Und Praxis heißt in den kommenden Jahren:
Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die Grüne Infrastruktur Berlins, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels und der wachsenden Bevölkerung Berlins.
- Wir brauchen ein funktionierendes gesamtstädtisches Biotopverbundsystem.
Die Berliner Strategie für Biologische Vielfalt muss gemeinsam mit der Zivilgesellschaft weiter in die Umsetzung gebracht werden. - Und: Berlin muss schöner werden! Das Stadt- und Landschaftsbild ist schließlich der Rahmen, in dem wir leben.
- Und nicht zuletzt: Wachsende Stadt bedeutet Eingriffe in Natur und Umwelt. Eine Gesamtstädtische Ausgleichskonzeption muss darauf reagieren, vor allem sollte sie auch wirklich greifen!
Dazu stellen sich zwei grundsätzliche Fragen:
Wie das angesichts der politischen Praxis und zweitens der Personal- und Verwaltungsmisere in den Berliner Naturschutzverwaltungen funktionieren soll, darauf hat bisher weder Politik noch Verwaltung eine schlüssige Antwort. Skepsis ist leider angebracht!
Veranstaltung zu dem Thema:
12. Juli – 19:00 – Rathaus Tiergarten – Mathilde-Jacob-Platz 1 – 10551 Berlin
Alles im grünen Bereich? – Sind unsere grünen Freiflächen ausreichend geschützt?
Mehr: http://www.bund-berlin.de/bund_berlinde/termine/umweltkalender.html
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