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UPDATE: JENSEITS VON GATOW…

Luxus-Straßenausbau in Spandauer Vorort soll 27 Bäume verschlingen

Weit draussen – hinter dem historischen Flughafen Gatow finden sich die Siedlungshäuschen des beschaulichen Groß-Glienicke. Darin eine kleine Nebenstrasse mit dem stolzen Namen Kurpromenade. Leider hat sie es nie zu einer solchen geschafft und ein Kurhaus gibt es weit und breit nicht. Während sich halb Berlin auf Rumpelpisten durchschlagen muss (z. B. Kladower Damm nebenan) sollen hier die wenigen Anwohner einen kompletten Neuausbau vor die Tür bekommen. Der Bezirk plant eine
Total-Versiegelung mit Beseitigung 27 wertvoller Strassenbäume, teilweise mit einem Stammumfang bis zu 3,50 Metern.

STADTPLANUNG ALS PARADIES DER TIEFBAUER –
DER ALTE GEIST WIEDER AUS DER FLASCHE ?

Vorbei schien die unselige Tradition, vor jedem Bauprojekt erst einmal das lästige Grünzeug wegzuräumen. Welches Verständnis kann man im Spandauer Stadtplanungsamt vermuten, wenn Dinge wie Ökologische Bauplanung, Leitlinien des Naturschutzes oder kostspielige Senatsprogramme zur Neupflanzung zum Ausgleich der immensen Straßenbaumverluste in Berlin scheinbar keine Rolle spielen.

Der in der Begründung behauptete schlechte Zustand der Fahrbahnoberfläche ist unzutreffend und für eine unbedeutende Vorort-Nebenstraße völlig ausreichend. Angesichts des katastrophalen Zustands vieler Berliner Hauptstraßen wäre diese Maßnahme völlig unverhältnismäßig. Die Argumentation einer angeblich zu schaffenden Barrierefreiheit kann nicht nachvollzogen werden, da diese zumeist schon lange besteht und lediglich geringe Rest-Fragmente von Bordsteinen auffindbar sind.

Die angeführten Starkregenprobleme werden bei der Umsetzung der vorliegenden Pläne sogar verschärft, solange das Wasser nicht klärwerksseitig behandelt wird und stattdessen in den benachbarten See abfließt. Der aufgrund des Ausbaus zunehmenden Versiegelung
beschleunigte und erhöhte Abfluss von Wasser führt sogar zu einem erhöhten Eintrag von Schadstoffen in den See.

BESCHEIDENHEIT ALS ALTERNATIVE

Für die Kurpromenade wären weniger folgenschwere bauliche Ergänzungs-Maßnahmen akzeptabel, wie z.B. eine Komplettierung der Zufahrten zu den Grundstücken und eine durchlässige Befestigung größerer freiliegender Oberflächen an den Grundstücksgrenzen z. B. mittels Schottereinbau und event. Kalt-Asphalt-Abschluss unter allergrößter Schonung der Baumscheiben. Kreative Planer mit Ideen ans Werk !

Siehe hierzu auch die Stellungnahme der
Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN)

 

+++UPDATE +++UPDATE+++UPDATE+++UPDATE+++UPDATE

Juli 2017

Die Spandauer Bezirksverordnetenversammlung hat diese umstrittene Planung Mitte des Monats gestoppt und die Verwaltung beauftragt Alternativen zu erarbeiten – und nicht nur das:
Die Anwohner müssen jetzt beteiligt werden und es wird auf den Bau von Bürgersteigen verzichtet um die Bäume zu erhalten.
Die frisch gegründete Bürgerinitiative BIWW wird sich zudem um die weiteren in Aussicht stehenden Planungen für die Siedlung kümmern – Danke!

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