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Feiern als gäbe es ein Morgen

The next big thing: Future Party Lab am 29. Juni 2017

Kröten über die Straße tragen? Ist cool, klar. Aber Partys feiern fürs Klima? Auf Festivals und in Clubs die Nächte durchmachen, Extase, Rausch und Sinnenlust frönen? Das Ganze bei anständig gekühlten Drinks, guter, manchmal lauter Musik, super Licht und angenehmer Atmosphäre? Das ist erst recht cool, wenn man sein schlechtes Gewissen gegenüber Kröte, Klima und Co nicht am Eingang abgeben muss.

Umwelt-, Natur- und Klimaschutz ist bei uns BUND´lern ja „eigentlich“ rund um die Uhr angesagt oder besser gesagt: wir selbst gehen unbewusst davon aus, daß wir sozusagen Vollzeit-Klimaschützer sind. Aber wie sieht denn „un-eigentlich“ nun die „Stadt nach Acht“ für uns Klimaschützer aus? Kultur- und Sportevents, Tanzen gehen, private Feiern und große Veranstaltungen – sind die noch mit gutem Gewissen einfach so und auf diese Art und Weise hinnehmbar? Gibt’s das nicht auch „in Grün“? Und stellt „Kultur“ an sich für uns überhaupt eine Kategorie dar, die wir mit angewandtem Klimaschutz verbinden?

Seit Jahren widmen sich Akteure der Berliner Veranstalterszene (mit vielen kleinen und mittelgroßen Clubs, Festivals und Kulturveranstaltern) auch Fragen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Auf vielfältige Weise unterstützt der BUND Berlin die ehrenamtlich engagierte Initiative Clubmob, die konkrete Klimaschutzmaßnahmen für Veranstalter und ihre Veranstaltungsorte organisiert, indem sie Einnahmen für Energieeffizienz, Abfall- und Wassersparen generiert. Die Kommunikationsmaßnahmen, die zu mehr Klimaschutzmaßnahmen am Ort des Geschehens führen sind dabei oft entscheidend. Klimaschutz, Suffizienz und Effizienzfragen ohne erhobenen Zeigefinger zu kommunizieren ist eben nicht immer einfach. Aber es geht.

Zum Beispiel: ein konsumiertes Bier entspricht – sagen wir mal – 3 Euro, die wiederum in 15 kWh Gewerbestromtarif umgerechnet werden könnten. Das heißt: ein sparsamer Kühlschrank (mit ca 60 kWh Jahresstromverbrauch) verbraucht so viel Strom, wie man bereits mit 4 Bieren „zusammen trinken“ kann. Gesagt, getan. Bei den Anschaffungskosten wird’s dann schon etwas schwieriger (für ca. 250 Euro sind 80 Getränke fällig) – letztendlich aber an einem Abend locker schaffbar, und so verklausuliert auch gewollt, weil damit gezeigt werden kann: Klimaschutz muss nicht teuer sein, bringt ökonomisch sehr oft sehr viel und kann Spaß machen.

Dieses Konzept brachte der Initiative Clubmob bereits 2014 den Titel „Klimaschutzpartner Berlin“ ein, gefolgt vom EE music star award oder der Würdigung durch den Deutschen Nachhaltigkeitsrat, der sich auch für die inhaltliche Weiterentwicklung begeistern konnte. Nun werden gemeinsam mit Expert*innen aus Nachtleben & Nachhaltigkeit (also zum Beispiel uns vom BUND), konkrete und umsetzbare Lösungen für eine nachhaltige Feierkultur in einer Reihe von Zukunftslaboren erarbeitet. Hier prallen eben nicht mehr die Klischees unterschiedlicher Welten aufeinander: Klimaschutz sei dröge, technoid, lustfeindlich und kümmere sich noch viel zu selten um die „echten“ Lebenswelten der Akteure und Zielgruppen, die (noch) auf ihre Umwelt pfeifen. Das ist längst Schnee von gestern.

Dabei geht es eben selten nur um harte CO2-Einsparungen. Vielmehr zeigen solch erfolgreiche Klimaschutzprojekte, daß Kultur endlich als vierte Säule der Nachhaltigkeit neben Ökologie, Ökonomie und Sozialem etabliert ist. Ob wir Menschen im Umweltverband das auch immer so akzeptieren und etwas damit anfangen können?

Die deutsche UNESCO Kommission formulierte es für die 2030er Ziele so:

Gesellschaftliche Transformation und Innovation ist vor allem eine kulturelle Aufgabe. Dazu ist die kollektive Entwicklung neuer Narrative ebenso Voraussetzung wie die Überprüfung von Deutungs- und Sinnzusammenhängen. Die Vielfalt kultureller Ressourcen unserer Gesellschaft ist Wegweiser zur Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung. Sie sollte gezielt angesprochen, gewürdigt und genutzt werden. Gemeint sind unterschiedliche kulturelle Ressourcen wie (post-) migrantische Gemeinschaften, Religionsgemeinschaften, Vereine und Verbände, organisierte und unorganisierte „Sub-Kulturen“. (Entsprechende Aussagen sollten unter A.II integriert werden.)  Der Kultursektor –Theater, Museen, Bibliotheken, Rundfunk, Orchester, Bands, Chöre, Ateliers, Designer, Filmschaffende, Kinos, Kunstmarkt, Musik- und Kunsthochschulen – erreicht Menschen über Wege der informellen Bildung und motiviert zu neuen Sicht- und Denkweisen. Zahlreiche Ansätze zeigen, wie man sich vermittelt über den Kultursektor gemeinsam mit Nachhaltigkeitsprozessen auseinander setzen, innovative Erfahrungen auch sinnlich anbieten, Dialoge führen, Engagement entwickeln und Ergebnisse bündeln kann.

Der nächste Streich der ökologisch agierenden Clubgänger (das Future Party Lab in den Prinzessinnengärten) setzt die folgende Erkenntnis der Unesco sehr schön in die Tat um: “Culture is both a driver and an enabler of sustainable development“

Klimaschutz gibt’s eben auch, wenns draußen dunkel wird, wenn in Berlins Partymeilen von Neukölln bis Pankow der Spaßbetrieb tobt, die Ökos berauscht mit den Extasesuchenden die Nacht zum Tage, und die Tage etwas grüner machen.


Future Party Lab – Impulslabor

Programm 29. Juni 2017
12:00-13:00        Get together & Begrüßung
13:00-19:30        Zukunftslabore u.a. mit Design Thinking Methoden
20:00-21:00       Organic Beats von Aerodice & Bronzka
ab 21:30               Ausklang in der Bar „Ableger“ mit Sonne, Mond & Mango

Die Teilnehmenden erarbeiten innovative Lösungen zu verschiedenen Herausforderungen der Nachtszene. So geht es zum Beispiel darum, wie Veranstalter*innen Heizenergie sparen und ihren Wasserverbrauch reduzieren können oder welchen Beitrag Digitalisierung zum umweltfreundlichen Handeln im Club leisten kann. Das SocialLab widmet sich Veranstaltungen mit Mehrwert. Im SpaceLab werden Wege gefunden, Freiräume für unkommerzielle Musikveranstaltungen zu schaffen und umweltverträglich zu gestalten.

In den darauffolgenden Fokuslaboren im September und Oktober entwickeln die Teilnehmenden die Ansätze aus dem Impulslabor zu konkreten Maßnahmen weiter. Die vielversprechendsten Innovationen werden im November ausgezeichnet.

Rahmenprogramm: Marktplatz der Inspirationen – Pitches insteressanter Projekte und Ideen
Mit freundlicher Unterstützung von: Protellus, D. Collective, Mehrwertvoll e.V., Organic Beats Solar Tour – OBST, Enter the Void.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Details zum Programm können Sie über unsere Facebook Seite erfahren. Anmeldungen unter hello@clubliebe-festival.org.

Das Future Party Lab ist ein Kooperationsprojekt der Clubcommission Berlin e.V. und des clubliebe e.V..

Für ihr Engagement für Nachhaltigkeit in der Club- und Veranstaltungsszene wurden der clubliebe e.V. und die Initiative Clubmob.Berlin mit dem Qualitätssiegel „Projekt Nachhaltigkeit“ vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ausgezeichnet.

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