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Zu Dir oder zu mir?

Warum Energieberatung gerade kein Thema zu sein scheint. Und wie der BUND Berlin darauf reagiert.

Energieeffizienz ist wichtig, um die Klimaziele einzuhalten. Energieeffizienz ist unabdingbar, um die Energiewende voranzubringen . Energieeffizienz kommt ins Spiel, wenn Treibstoff und im doppelten Wortsinn auch Kohle gespart werden soll. Und Energieeffizienz hat eine beachtliche soziale Dimension, wenn wir uns die Menschen ansehen, die energiebedingt ihre Rechnungen für Strom, Warmwasser und Heizen nicht mehr bezahlen können. Soweit so gut und altbekannt.

Doch warum seit geraumer Zeit die Nachfrage nach der zu mehr Effizienz und weniger Verschwendung führenden Beratung nicht mehr „da“ ist, warum die Energieberatung für Häuslebauer, Mieter oder auch Genossenschaften „schwächelt“ und weder der Verbrauch, noch die Kosten und die Folgen für Geldbeutel und Klima eine Rolle spielen, lässt sich nur erahnen. Egal, wen man 2017 aus der Energieberaterszene gefragt hat – überall das gleiche Bild: die Nachfrage für konventionelle Energieberatung, insbesondere in der Mieterstadt Berlin ist äußerst „mau“.

Sind es die immer noch zu niedrigen Energiekosten? Der thinktank „Agora Energiewende“ hat schon 2016 festgestellt, dass der Effekt der Öko-Steuerreform von 1999-2003 längst verpufft ist: Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas sind da kaum teurer als 2003, sogar viel billiger als 2012 – nur Strom ist deutlich teurer. (link?) Und Strom wird sich auch weiterhin spürbar verteuern.

>Infografik vom Strom-Report

 

Seit 2000 hat sich der Strompreis mehr als verdoppelt

Schon jetzt beträgt die Strompreissteigerung 6 Prozent im Jahr. Seit der Jahrtausendwende hat sich Strom um 109 Prozent verteuert! Die EEG Umlage ist zwar gesunken, doch jetzt müssen die Netzbetreiber schön langsam aus den Puschen kommen und die Netze sanieren. Und das kostet. Bezahlen wird das Netzentgelt der Verbraucher. Die nächste Hürde wird die 30Ct/kWh Marke sein, der Berliner Grundversorger Vattenfall ist mit seinem Basistarif schon ganz nah dran und klar über dem deutschen Durchschnitt von 29,16Ct/kWh. Und so fatal das klingt: aus Verbrauchersicht scheint das noch kein Problem darzustellen. Im Gegenteil: es wird gekauft und Strom verbraucht wie eh und je. Der neue digitale Bilderrahmen, die Playstation, jedes Jahr ein neues Handy …

Konsum und Klimawandel?

„Das Problem hab’ ich doch schon längst erkannt!“ Still und leise denken wir: „Ich konsumiere doch schon viel bewusster als früher“ Und in diesem Bewusstsein, dass es als braver Konsument schon gut für die Umwelt sei, wenn man beim Neukauf eines elektrischen Geräts eine irgendwie grüne Energieeffizienzklasse wählt, dann sei schon „Alles Paletti“, häufen wir Geräte, Energieverbraucher, graue Energie, virtuelles Wasser, Abfall und Ressourcen an: zuhause, bei der Arbeit, im Urlaub und beim Kulturgenuss.

face to face -Beratung

Wozu also eine Beratung, die meine Konsumgewohnheiten verändert? Keine Kaufberatung? Ist das etwa eine Suffizienzberatung ? Beratung zur Frage also, ob ich das alles wirklich brauche? Kaufen – sagt uns die Glücksforschung – setzt doch jede Menge Glückshormone frei, egal „wieviel Fußabdruck“ dabei entsteht. Nein, unsere Beratung ist kein „Ökoding, das die Welt verbessern will“. Was wir machen, machen wir so professionell und gleichzeitg so „menschlich“ wie möglich. Unsere Beraterinnen und Berater arbeiten „face to face“ – also auf Augenhöhe. Unsere Beraterinnen und Berater sind alle ehrenamtlich unterwegs – oft abends oder am Wochenende. Sie werden nicht nur geholt, weil die Rechnungen zu hoch ausfallen. Sie beantworten haarklein die Klimaschutzaspekte, die Mieter, Geringverdiener, Klimaschützer im Alltag bewegen.

BUND-Beratungen werden bebucht – warum?

Energieberatung scheint derzeit keinen dringenderen Bedarf zu erfüllen und trotzdem bietet der BUND diese an. Und unser Angebot wird auch nachgefragt – woran liegt das nun? Wir denken, dass es um einfache Antworten auf schwierige Klimafragen geht. Es geht nicht um ingenieurwissenschaftliche Studien und komplizierte Machwerke, wenn es um meinen persönlichen Fußabdruck und meine persönlicher Energie- und Klimarechnung geht. Wieviel CO2 emittiert meine Wohnung, wieviel kann ich reduzieren und was bringt das finanziell? Wie beeinflussen diese Klimaschutzmaßnahmen dann meinen Alltag? Diese Fragen gehen weit über das klassische Themenfeld der Energieberatung hinaus.

Wir bieten daher auch eine kombinierte Beratung aus Energie- und Abfallfragen an. Es geht also um die kWh-Verbräuche, die Emissionen aus Strom, Wasser, Wärmegebrauch aber eben auch um die stofflichen Konsequenzen unseres Alltags, um angewandten Ressourcenschutz und eine gelebte „zero waste“ Strategie, die man ganz einfach umsetzen kann. Und die Konsequenzen aus unserer Beratungsleistung gehen weit darüber hinaus, nur ohne Plastiktüte einzukaufen oder einfach weniger Strom zu verschwenden. Die Kombinationsberatung zu Ressourcen-, Energiespar- und vielen kniffeligen Klimaschutzfragen führt durch den kompletten Haushalt: durch sehr private Räume (Bad, Schlafzimmer und auch der Blick in den Kühlschrank gibt unseren Beratern ein Einsparpotential mit auf den Weg), durch den Zahlendschungel aus Abrechnungen von Strom-, Heizkosten und Betriebskostenabrechnungen, durch die Themen Reparieren, Verleihen, Tauschen und dann erst „recyclen“ und „richtig entsorgen“ – also durch sehr viele Themenbereiche, die wir als Konsumenten tagtäglich streifen.

Dazu kommt das Neue, das soziale und innovative Potential, das wir hier in Berlin überall miterleben und mitnutzen können: die vielen Initiativen und Akteure, die Ressourcen schützen und ihre Kenntnisse für einen klimaschützenden Alltag anbieten: in Repaircafes, Leihläden und Tauschringen etc… Solche Energieberatungen sind auch keine reinen Energieberatungen mehr. Sie sind echte Klimaschutzberatungen.

Gute Kooperationen auf bezirklicher Ebene

In Charlottenburg Wilmersdorf bieten wir nun unsere Beratungsleistung mit einigen wichtigen Partnern zusammen an: Wohnungsbaugesellschaften und das Umweltamt kooperieren zusammen mit uns und der Verbraucherzentrale Berlin und teilen sich die Bewerbung untereinander auf. Die lokale Ausrichtung ist vielversprechend. Die Partner kommunizieren in ihren „Kanälen“ (Mieterzeitungen, homepages, newsletter etc) und sprechen so Leser*innen an, die eben noch nie von unserer Beratung, die es bereits seit 2010 gibt, gehört haben.

Du bist Wilmersdorfer Witwe oder Charlottenburger Kiezeule? Dann schnell anmelden über: www.klimaschutzbeidirundmir.de und eine kostenlose Kombinationsberatung von Verbraucherzentrale und BUND Berlin nachhause „bekommen“.

Für die ganz Harten: Wie lebe ich ein Jahr klimaneutral?

Wir unterstützen darüber hinaus auch das interessante Reallabor des Projekts „Klimaneutral leben in Berlin“ (KLIB), das unter Federführung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung PIK durchgeführt wird. Hier geht es um den Versuch, ein Jahr lang „klimaneutral “ zu leben, das heißt: Energieverbräuche zu optimieren, nachdem man sie protokolliert hat („getrackt“), Mobilität klimafreundlicher zu organisieren und vor allem den blinden Fleck des Konsums auszuleuchten: Vom Schnitzel bis zur Flugreise stellen sich da die Fragen, die zum größten Teil noch ohne echte Antworten daherkommen: Wie leben wir einen klimafreundlichen Alltag mit und ohne technische, bauliche und soziale Unterstützung, welche Konsummuster werden ihn prägen und welches Verhalten wird dabei auch ohne Weiteres beibehalten werden können? Werden wir auf Alltagsstrukturen zurückgreifen können, die uns als Konsumenten auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen? Oder bleibt es bei der Verantwortung des Einzelnen, Klima- und Ressourcenschutz im Alltag umzusetzen? Und: Wie fangen wir an? Das Reallabor begleitet 100 Berliner Haushalte bei dieser intensiven „Forschungsreise“ – unter anderem mit den BUND Beratern, die sowohl den Ist- als auch den Soll-Zustand analysieren, ohne Zeigefinger beraten, praktisch denken und manches Mal auch ausgetretene Pfade verlassen. Mehr zum Klimanautral leben in Berlin

Angebot für alle

Unser Angebot ist klar und unabhängig von den oben genannten Kooperationsprojekten kostenlos für alle Berlinerinnen und Berliner: lass Dich beraten oder werde Beraterin oder Berater. Anmelden für das Eine oder das Andere kannst Du Dich jederzeit hier.

 

links und mehr:

zu Wachsender Verbrauch droht Effekte von mehr Energieeffizienz aufzufressen:

https://www.agora-energiewende.de/de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/news/gemischte-energiewende-bilanz-2017-rekorde-bei-erneuerbaren-energien-aber-erneut-keinerlei-fortschritte-beim-klimaschutz-1/News/detail/

Präsentation zu Abgaben und Umlagen wie Ökosteuer:

https://www.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2017/Abgaben_Umlagen/Foliensatz_Abgaben-Umlagen_Grundlagen_2017-04-10.pdf

BUND zu Suffizienz und wie sieht das im Alltag aus:

https://www.bund.net/ressourcen-technik/suffizienz/

www.klimaschutzbeidirundmir.de ist ein Kooperationsprojekt des BUND, der Verbraucherzentrale Berlin, des Umwelt- und Naturschutzamtes Charlottenburg Wilmersdorf, des Beamtenwohnungsvereins und der Gewobag

www.klimaneutral.berlin DAS „KLIB“ Projekt im Morgenmagazin der ARD:

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