Print

Posted in:

BUND: Keine Baumfällungen an der Urania

Offener Brief an die Bezirksverordneten von Tempelhof-Schöneberg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bezirksverordnete,

wir möchten Sie bitten, sich dafür einzusetzen, dass die Bäume auf dem Mittelstreifen vor der Urania erhalten bleiben. Wenn diese Bäume das Erlebnis des Kunstwerks „Arc de 124,5°“ stören sollten, bitten wir Sie sich dafür einzusetzen den Mittelstreifen so zu gestalten, dass das Monument wieder erlebbar gemacht wird und gleichzeitig alle Bäume erhalten bleiben. Der Handlungsbedarf ist auf keinen Fall so akut, dass in den nächsten zwei Wochen gefällt werden muss.

Die Kreuzung vor der Urania ist eine der am stärksten befahrenen und auch einer der unwirtlichsten Orte in der Stadt. Gerade an einer solchen Stelle wird jedes Stück Natur dringend gebraucht. Die Bäume kühlen die Luft und beschatten den sich aufheizenden Asphalt. Je größer und älter sie werden, desto wertvoller ist ihr Beitrag für die Anpassung der Stadt an den Klimawandel. Es geht hier aber nicht nur um den praktischen Nutzen, den Bäume für die Stadtluft haben, sondern auch um ihre symbolische Bedeutung.

Das Land Berlin und auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg verlieren jedes Jahr konstant Straßenbäume, weil nicht für jeden aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällten Baum auch wieder ein neuer nachgepflanzt wird. Dazu kommen noch die tausenden Bäume, die dem Sturm Xavier und der andauernden Dürre des vergangenen Sommers zum Opfer fielen. So verschwanden im Jahr 2017, alle Neupflanzungen mit eingerechnet, in Berlin 6.106 Straßenbäume davon allein 270 in Tempelhof-Schöneberg. Die Jahre davor sahen nicht viel besser aus. Die 2012 vom damaligen Senator für Stadtentwicklung Michael Müller ins Leben gerufene Stadtbaumkampagne ist da nur ein Tropfen auf den (in diesem Fall wörtlich zu nehmenden) heißen Stein. Es ist schwer zu vermitteln, dass angesichts einer solchen Situation acht gesunde Bäume gefällt werden sollen, weil sie den Blick auf ein Kunstwerk einschränken. Selbst wenn diese Bäume durch Neupflanzungen ersetzt werden, würde damit doch ein fatales Signal ausgesendet.

Das Kunstwerk „Arc de 124,5°“ war nicht nur ein Geburtstagsgeschenk an Berlin, sondern ist auch ein Symbol für die deutsch-französische Freundschaft. Dieser über Jahrzehnte gewachsene Zusammenhalt von Frankreich und Deutschland wurde gerade erst in dem Vertrag von Aachen erneuert. In diesem bekannten sich beide Länder in Artikel 18 unter anderem zur Stärkung des Umwelt- und Klimaschutzes und insbesondere zu dem Übereinkommen der UN-Klimakonferenz in Paris.

Der bevorstehende Klimawandel ist eine Bedrohung, die auch, wenn sie sich immer wieder spürbar macht, uns dennoch abstrakt erscheint. Die Instrumente, den schädlichen Emissionsausstoß zu reduzieren und Schlimmeres abzuwenden, sind für die Bevölkerung noch schwerer zu fassen. Angesichts der Anstrengungen, die den Menschen abverlangt werden, wirkt die Fällung gesunder Bäume in Zeiten des Klimawandels absurd. Wenn Politik glaubhaft sein soll, muss, was sich im Großen gut und richtig anhört, auch im Kleinen wieder zu finden sein. Ein solcher heraufbeschworener Konflikt zwischen Kunst und Natur, zwischen Stahl und Baum muss gestalterisch lösbar sein ohne gleich zur Säge greifen zu müssen.

Wenn wir Berlin fit machen wollen für die Herausforderungen des Klimawandels, dann brauchen wir große und gesunde Bäume und wir brauchen sie überall in der Stadt und wir brauchen sie jetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Hönig

(BUND-Referent für Baumschutz)

———————————————————————————————————

Achtung am Montag, 18. 2., 17.30 Uhr

Kundgebung zum Erhalt der Platanen an der Urania

Gesunde Platanen, die seit 40 Jahren an der Urania stehen, sollen gefällt werden, damit eine Skulptur besser sichtbar wird. Mit der Kundgebung am Mo., 18.2., von 17:30 – 18 Uhr sprechen wir uns an der “Arc de 124,5°”- Skulptur An der Urania in 10787 Berlin für den Erhalt der Bäume aus. Natur und Kunst gehören an diesem Ort zusammen!

Wir freuen uns über Redebeiträge von Bertram von Boxberg (grüner Vorsitzender Kulturausschuss BVV Tempelhof-Schöneberg), Christian Hönig (BUND-Berlin, Fachreferent Baumschutz), Notker Schweikhardt (MdA) und Renate Künast (MdB).

Sagt es weiter und kommt dazu!

https://www.facebook.com/events/829665107375905/

____________________________________________________________

Petition von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tempelhof-Schöneberg:  Zur Petition “Keine Baumfällungen an der Urania”

Ein Kommentar

Kommentar schreiben
  1. Warum wird nicht in Erwägung gezogen, das Kunstwerk an einen würdigeren Ort zu versetzen ? An dieser Kreuzung hält sich niemand gerne auf, die Fußgänger haben die Ampeln im Blick und die Autofahrer ebenfalls. Dieser Ort hat keinerlei Aufenthaltsqualität, ohne die herrlichen alten Bäume noch weniger. Das Kunstwerk auf diesem womöglich bald kahlgeschlagenen Platz ist aus wenn auch edlem Stahl und Stahl ist kalt ! Kunst hin Kunst her !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert