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Kreuzberger Ratibor-Oase zu Bauland: Charta Stadtgrün im Abseits?

Wohngebäude in wertvolles Innenstadtgrün

Hier am grünen Kreuzberger „Dreiländer-Eck“ am Landwehrkanal hat eine phänomenale Mischung aus Kleingewerbe, Freizeitpark und grüner Wildnis überdauert – das ca. 1,5 Hektar große Ratibor-Areal. Dort sollen „Modulare“ Wohngebäude für geflüchtete Menschen entstehen, obwohl im gleichen Bezirk etliche private Freiflächen verwaisen und im benachbarten Treptow-Köpenick noch immer hektarweise Supermarkt-Parkplätze wuchern. Flächenmanagement Fehlanzeige.

Die Politik bemüht sich per Dialog um die Quadratur des Kreises – nämlich dieses Projekt ins Quartier zu integrieren. Wie eine beauftragte „Kooperative Machbarkeitsstudie“ (1/2019) aufzeigt, ließe sich mit berlin-untypischer Qualitätsarchitektur der geforderte Wohnraum sogar einigermassen schadfrei oder visionär entwickeln.
Rätselhaft bleibt dann die Finanzierung. Staatssekretär Tietze begleicht nur Rechnungen für längst georderte Modul-Formate und keine Sonderwünsche wie der Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit einem ähnlichen Vorhaben erfahren musste

Zitat:„…zahle nicht für Baumhäuser…“.

So oder so ist aber das unwiederbringliche Verschwinden der meisten Bäume, Sträucher und Gewerbebauten zu befürchten.

Neues Fallbeispiel für Stadtplanung außer Kontrolle

Es mehren sich ähnliche Vorgänge wie dieser – städtebauliche Leitpläne sehen für die betroffene Fläche GRÜN vor: Baunutzungsplan 1961, aktueller Flächennutzungsplan, Landschaftsprogramm und der Bebauungsplan VI-149 im Verfahren – letzter Stand 2013: Bezirk beschließt Gewerbeerhalt mit Park aufgrund der Grün-Unterversorgung des Stadtteils. Alles ohne Belang.

Trotz reklamierter Charta Stadtgrün wächst so der Eindruck, dass all diese Planwerke keinen Schutz mehr bieten und zum Muster ohne Wert degradieren. Dabei sind alle diese Planwerke aufwendig in Fachberatungen, Parlamenten und unzähligen Bürgerbeteiligungen erarbeitet worden. Sie sind ein Produkt eines vielfältigen Interessengemenges mit hohem basisdemokratischen Element.

Kein Witz: Nach dieser geübten Politik könnte man z. B. den Viktoriapark, Botanischen Garten oder Tiergarten ins Visier nehmen.
Gründe gibt es immer – heute Flüchtlingsunterkünfte, morgen Schule oder Technologiezentrum.

Das Koalitionsprojekt Charta Stadtgrün soll eine wirksame Sicherungsebene zur Unantastbarkeit wertvoller Grünflächen einziehen. Angesichts der Aktualität stellt sich jedoch die Frage: Welche Grünfläche ist als nächstes dran?

BUND nicht gefragt – wir antworten trotzdem…

Richtig: Die kleine Wildnis zwischen Ratibor- und Reichenberger Straße ist kein Naturschutzgebiet mit Orchideen aber ein strukturreiches grünes Paradies. Wertvollster Rückzugsraum für Mensch und Tier im zivilisations-annektierten Spreetal.
Aus der Luft gesichtet sind 70-80 Prozent der Fläche mit Grün bedeckt und weitgehend unversiegelt. Engagement und Historie haben ein Maximum an Klein-Lebensräumen wachsen lassen.
Als Ausrufezeichen einer Gegenwelt zu den benachbarten Steinmassen kann eine ungewöhnliche Ulme mit 350 cm Stammumfang und Naturdenkmalqualität gelten, wohl auch Fledermausquartier.

Sie und die vielen anderen Bäume und Großsträucher stünden der Bebauung im Weg. Und wenn nicht sofort dann gingen sie später verloren aufgrund der leider üblichen oder gar unvermeidbaren Wurzelbeschädigungen.
Stadtklimatisch ist das natürlich alles eine Katastrophe.

Ein derartiger Umgang mit Stadtgrün erschüttert die Glaubwürdigkeit der geplanten Charta Stadtgrün!

Links:

http://www.ratibor14.de/

https://meingruenes.berlin.de/charta-stadtgruen-page/

Ein Kommentar

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  1. Ich finde es so traurig, dass über 50 teils sehr große und gesunde Bäume abgeholzt werden sollen. Warum schreit niemand auf und rettet die Bäume? Warum macht Fridays for future keine Kundgebung in diesem Bereich?
    Kreuzberg ist der dichtbesiedeltste Stadtteil Berlins und diese grüne Lunge für die Bevölkerung soll unwiederbringlich vernichtet werden. Wo sind die grünen Politiker, die ich sonst laut nach Umweltschutz schreien? Warum plant man die Flüchtlingsunterkünfte nicht in Bereichen, wo keine Bäume gefällt werden müssen? Eignet sich das Dragonerviertel vielleicht für die Flüchtlingsunterkünfte, dort beginnt gerade die Planung.

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