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Der Koldischteich in Gefahr

Ein Reinickendorfer Gewässer trocknet aus

Die Geschichte des Koldischteichs

Der Koldischteich liegt inmitten des schmalen Waldgürtels im Süden des Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik-Geländes (KaBoN) im Berliner Bezirk Reinickendorf. Es handelt sich um ein kleines rundes Gewässer eiszeitlicher Entstehung, mit benachbarter, heute noch in dem Waldgürtel gut sichtbarer Moräne. Er trug den Namen “Kranichpfuhl” und diente über Jahrhunderte dem benachbarten Dalldorf (heute Alt-Wittenau) als Viehtränke. Dann nutzte ihn die 1880 erbaute Klinik als Schwimmteich. Von Heimatforscher*innen entdeckte Fotos zeigen, wie Ärzt*innen, Pfleger*innen und Patient*innen sich ins kühle Nass stürzten. Einst war es dort feucht, da das Gelände am Rand des Berliner Urstromtals liegt. Das Grabensystem einschließlich des Koldischteichs durchzog auch das Klinikgelände, bewässerte den Klinik-eigenen Gartenbau und entwässerte in den Tegeler See.

Als ab 1924 der Nordgraben gebaut wurde, verschwand dieses Grabensystem. Vermutlich wurde zu dieser Zeit begonnen, Regenwasser von den Klinikgebäuden in den Koldischteich einzuleiten. Mit diesen Regenwassereinleitungen glich die Klinik den sinkenden Wasserstand des eiszeitlichen Teichs aus.

Noch bis in jüngere Zeit führte der Koldischteich viel Wasser. Eine Stahlröhre größeren Durchmessers, die Wasser zuführte, ist noch zu sehen. Vor ungefähr 20 Jahren ist das Ufer nochmals für eine Wassertiefe von 1,50 Metern befestigt worden. Auch in den Jahren nach der Klinikschließung 2006 wies der Teich weiterhin einen relativ hohen Wasserstand auf.

Koldischteich mit Schilfgürtel im Jahr 2014 (© Michael Bayer)

Aktueller Stand

Heute beträgt die Wassertiefe des Koldischteichs maximal 30 Zentimeter, in sehr trockenen Sommerhalbjahren fällt er völlig trocken. Dadurch ist der Artenreichtum in der Wasserzone stark reduziert. Außer Schilfröhricht und Wasserlinsen kommen dort keine Wasserpflanzen mehr vor. Der einst heimische Teichmolch kann mangels einer mitteltiefen Wasserzone mit Wasserpflanzen nicht mehr ablaichen und überlebt allenfalls als Restvorkommen. In den letzten Jahren konnte er gar nicht mehr nachgewiesen werden. Die notwendige Wasserzufuhr ist für das Fortbestehen des Koldischteichs als Lebensraum und Biodiversitäts-Hotspot somit zwingend erforderlich.

Der ehemalige Teichgrund im Jahr 2023
Wasserhöchststand im regenreichen Winterhalbjahr 2023-2024

 

 

 

 

 

 

 

Noch im Werkstattverfahren, der Vorplanung für das Bauprojekt auf dem Karl-Bonhoeffer-Klinikgelände, wurden Maßnahmen zur besseren Wasserversorgung des Teichs erwähnt. 2024 hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Reinickendorf es jedoch mit großer Mehrheit abgelehnt, für das Bauprojekt ein reguläres Bauplanungsverfahren durchzuführen. Den entsprechenden Antrag einer Anwohnerinitiative und indirekt auch die Festlegungen des Werkstattverfahrens hat die BVV abgelehnt. Die Maßnahmen für eine bessere Wasserversorgung werden daher nicht weiterverfolgt; im Rahmen der aktuellen Planungen, soweit bekannt, lassen sie sich nicht realisieren.

Lösungen

Es sind zwei mögliche Lösungen erkennbar:

Laut Auskunft des Bezirksamts Reinickendorf ist die Leitung, die vom Klinikgebäude Regenwasser dem Teich zuleitete, zerstört. Mit einigem Aufwand ließe sie sich wieder instand setzen. Dafür müssten allerdings zunächst die alten Baupläne ermittelt werden. Möglicherweise sind diese von der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Klinik auf die Klinik des Maßregelvollzugs übergangen. Nach Wiederherstellung dieser Regenwasserleitung könnte der Wasserstand des Koldischteichs gestützt werden.

Alternativ stellte das Werkstattverfahren eine neu zu errichtende Wasserzuleitung in Aussicht. Die im Rahmen des Bauprojekts von der GESOBAU errichteten Neubauten sollen ihr Regenwasser – möglichst in einem offenen Graben – in den Koldischteich entwässern. Jedoch wird diese Festlegung des Werkstattverfahrens seit der Ablehnung durch die BVV nicht mehr weiterverfolgt.

 


 

Weitere Informationen:

https://www.bund-berlin.de/service/publikationen/detail/publication/bund-kleingewaesserreport-berlin-21-22/

 

 

 

Danksagung:

Wir danken dem Kiezhistoriker Michael Bayer (http://www.wittenauer-geschichte.de/) für die Informationen und Fotos, die er uns zur Verfügung stellt.

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