Am 18. Oktober gehörte die A100 zwischen Sonnenallee und Treptower Park den Menschen – auf dem Fahrrad und zu Fuß. Mindestens 1000 Menschen kamen und unterstützten die Forderung unseres Bündnisses A100 wegbassen: „Wir setzen der A100-Irrfahrt ein ENDE“
Wir dokumentieren folgend die Rede unserer BUND-Verkehrsexpertin Katharina Wolf:
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitstreiter*innen, mein Name ist Katharina und ich spreche heute zum einen für die Clubcommission, die sich für die Interessen der Berliner Clubszene einsetzt und zum anderen für den Bund für Umwelt und Naturschutz Berlin, der sich für den Umwelt- und Klimaschutz in der Stadt einsetzt.
Aber ALLE wir, ihr, wir stehen heute hier, weil wir eine nachhaltige Vision für Berlin teilen:
- Wir brauchen eine nachhaltige Mobilitätswende.
- Wir brauchen eine Stärkung der Clubkultur.
- Wir brauchen eine klimaverträgliche Stadtentwicklungspolitik.
Wir brauchen Investitionen in die Zukunft:
- In autofreie Kieze, sichere Radwege und bezahlbaren Nahverkehr.
- In lebendige Kulturorte, kulturelle Freiräume und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Kurzum eine Stadt, die Menschen, Kultur und Umwelt schützt – anstatt sie dem Profit einiger weniger unterzuordnen.
Clubs werden immer weiter aus der Stadt verdrängt. Vom Weiterbau der A100 durch Friedrichshain sind 20 Clubs und Kulturstätten bedroht. Dabei ist die Berliner Clubszene ein prägender Teil der DNA dieser Stadt. Sie ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor, ein wichtiger Anziehungspunkt für Touristen und ein fester Bestandteil des Berliner Images.
Und wir alle wissen: Clubs sind mehr als nur Entertainment, sie sind Räume der Begegnung, verbinden Menschen und stärken die Demokratie. Sie setzen sich ein für Toleranz und Respekt. Sie sind Schutzräume – für queere Menschen, für marginalisierte Personen und für Subkulturen, die hier einen Platz finden.
In Clubs entstehen Ideen, Netzwerke und ein solidarisches Miteinander. Sie sind Treiber für einen gesellschaftlichen Wandel, den wir so dringend benötigen! Die Berliner Clubkultur ist sogar IMMATERIELLES Weltkulturerbe! Kurz gesagt: Clubs sind Kultur! Clubs sind systemrelevant! Für den sozialen Zusammenhalt, für die Wirtschaft und für die kulturelle Vielfalt unserer Stadt. Auf der Tanzfläche wachsen Liebe, Gemeinschaft, Empathie, Kreativität und Mut. Auf Beton wachsen nur Lärm, Abgase, Stau, Stress und Unzufriedenheit.
Der 17. Abschnitt bringt nur eine weitere Schneise aus Beton, die Nachbarschaften zerstört, grüne Flächen versiegelt, Lebensqualität vernichtet und unzählige Kulturorte bedroht.
Und deswegen frage ich euch:
Können wir auf Berliner Clubs verzichten? – Nein!
Können wir auf den 17. Bauabschnitt der A100 verzichten? – Ja!
Die Antworten auf die Fragen könnten nicht klarer sein.
Berlin braucht wirklich keine weitere Autobahn, Berlin braucht endlich eine ökologische Verkehrswende! Allein der aktuelle Abschnitt, auf dem wir gerade stehen, bringt unendliches Leid in die angrenzenden Kieze. Er lässt die Straßen in Alt-Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain im Verkehrschaos versinken. Und die Verkehrsverwaltung versucht verzweifelt die Situation in den Griff zu bekommen. Was ihr aber – Oh Wunder – nicht gelingt.
Mit dem 16. Abschnitt muss endlich Schluss sein, mit einer autogerechten Stadt aus dem letzten Jahrhundert. Die Situation wird sich durch den Weiterbau nicht verbessern! Wer Straßen sät, erntet Verkehr!
Weltweit wird über den Abriss oder die Umnutzung innerstädtischer Autobahnen nachgedacht. Städte wie Seoul, Paris oder Utrecht machen es vor. Um gegen die Klimakrise vorzugehen ist es dringend notwendig: Autos zu reduzieren, den Ausstoß von CO2-Emissionen signifikant zu senken, Flächen zu entsiegeln und die Bewohnbarkeit der Städte sicherzustellen.
Der Verkehrssektor ist immer noch der einzige, in dem die Emissionen weltweit weiterhin steigen anstatt zu sinken. Das kann doch nicht wahr sein! Wenn es nach CDU und SPD geht, soll die milliardenteure Stadtverwüstung fortgesetzt werden. Denn die Planungen für den 17. Bauabschnitt sind in vollem Gange, auch wenn das vielleicht in den Medien nicht so rüberkommt.
Mit der Verlängerung bis zum Prenzlauer Berg wird den Bewohner*innen ein jahrelanger Baustellen-Horror beschert. Ob das nun durch den Tunnelbau unter der Bahnhofsstraße ist oder die Spreequerung, bei der noch niemand weiß wie die überhaupt gelingen soll. Fakt ist: Autobahnen zerstören Ökosysteme, gefährden Wasserhaushalte, befeuern Hitzeinseln und gefährden die Gesundheit der Menschen.
Ist das Fortschritt? – Nein! Ist das absurder Wahnsinn? – Ja! Aber zum Glück gibt es Widerstand gegen diesen Wahnsinn!
Das Bündnis A100 Wegbassen ist ein breites Bündnis aus Klimaaktivist*innen, Anwohnenden, Clubbetreibenden, stadtpolitischen und queerfeministischen Initiativen, Kulturschaffenden, Umweltverbänden und vielen engagierten Bürger*innen.
Gemeinsam fordern wir:
- Einen sofortigen Stopp der Planung des Weiterbaus der A100
- Eine sofortige Verbesserung der Verkehrssituation in den angrenzenden Kiezen
- Eine Sperrung oder Teilsperrung des aktuellen Abschnitts – mindestens bis der West-Teil der Elsenbrücke fertig gestellt ist
- Eine klimagerechte Stadtentwicklung, die den Menschen in den Fokus stellt und nicht Autos
- Einen Ausstieg aus dem fossilen Denken und mehr Klimaschutz
- Eine aktive Förderung von Kultur, statt ihrer Verdrängung
- Sichere Orte für Clubs – mit Perspektiven, Sicherheit und politischer Anerkennung
Und an dieser Stelle ein ganz fettes DANKE an alle hinter A100 Wegbassen, die diese Demo organisiert haben! Ihr habt die Bahn für ALLE eröffnet. Ihr macht diese kreativen Räume möglich – für Kultur, für Widerstand, für eine nachhaltigere Zukunft! Wir brauchen kein weiteres Milliardengrab für fossile Infrastruktur. Die 1,2 Milliarden Euro für den Autobahnweiterbau sollten besser für nachhaltige Mobilität, Kulturförderung und klimagerechte Stadtentwicklung eingesetzt werden – für eine Stadt, in der wir alle gut leben können.
Daher: Lasst uns laut sein für das, was uns verbindet: Für unsere Kieze. Für unsere Kultur. Für unser Klima.
Wir sagen: Bis hierhin – und keinen Meter weiter! Bis hierhin – und keinen Meter weiter!
Danke.
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