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VeloKids soll Kinder fit für den echten Verkehr machen

Radfahren lernen im Schonraum und Realraum für mehr Verkehrssicherheit

© by BUND Berlin/Gabi Jung

Tim steigt auf sein Rad und fährt los. Er hat die Radfahrprüfung bestanden, jetzt fährt er mit dem Rad zur Schule. Nach 100 Metern kommt ein LKW aus einer Ausfahrt und schert vor Tim in die Fahrbahn ein. Tim macht vor Schreck einen Schlenker nach links. Gut, dass die Gegenfahrbahn frei war. Nun nähert er sich der Kreuzung, macht Schulterblick und Handzeichen, wie gelernt. Je näher die Kreuzung kommt, desto unsicherer wird er. Alles ist zugeparkt, er kann nicht sehen, ob was kommt. Immer wieder schaut er von rechts nach links, bleibt schließlich stehen und traut sich nicht weiter. Wie kann das sein, wo Tim die Radfahrprüfung gut bestanden hat? 

Auf Unvorhergesehenes vorbereitet sein Tim hat die Prüfung in der Jugendverkehrsschule abgelegt. Dort konnte er die Verkehrsregeln im sicheren Umfeld üben,auch das Abbiegen. Was es dort aber nicht gab, waren parkende Fahrzeuge und unbekannte Situationen, in denen er schnell reagieren muss. Tim fehlen die Erfahrungen im realen Straßenverkehr, um auf Unvorhergesehenes vorbereitet zu sein. Das geht vielen Kindern so, die ihre Radfahrausbildung ausschließlich im Schonraum absolviert haben. Die hohen Unfallzahlen Rad fahrender Kinder bestätigen das. 

Projekt VeloKids 

Im Projekt VeloKids haben die Landesverkehrswacht Berlin und BUND Berlin die Radfahrausbildung untersucht und Vorschläge erarbeitet, wie das Fahren im Straßenverkehr eingebunden werden kann, Dabei geht es nicht um entweder im Schonraum oder im Realraum, sondern darum, beides sinnvoll zu kombinieren. 

Die Projektziele lauteten:

  • Kinder besser auf den Straßenverkehr vorbereiten
  • Eltern stärker einbinden
  • Verkehrssicherheit erhöhen

In der Erhebungsphase wurden Interviews mit Experten aus Bildungsverwaltungen, Verkehrswachten und Polizei durchgeführt. Das Tearn hospitierte an vielen Schulen und führte eine umfangreiche Lehrkräftebefragung durch. Dabei wurden die Situationen der Schulen und deren Probleme und Unterstützungsbedarf ermittelt.  

Es zeigte sich großer Handlungsbedarf bei Aus- und Fortbildung von Lehrkräften, zum theoretischen und praktischen Unterricht sowie zur Klärung rechtlicher Aspekte. Die motorischen Fähigkeiten der Kinder sollten frühzeitig gefördert werden und häufig wird mehr personelle Unterstützung benötigt.  

Ausgehend von den Ergebnissen wurden Vorschläge entwickelt und in der Praxis erprobt. Daraus kann jede Schule schrittweise ein eigenes Konzept entwickeln. Zusätzlich wurde eine eintägige Fortbildung erarbeitet, bestehend aus drei inhaltlichen Workshops zu den Themen „Motorisches Radfahrtraining“, „Rechtliche Aspekte“ und „Umsetzung im Unterricht“. 

Broschüre soll Mut machen 

Die Ergebnisse sind in einer Broschüre veröffentlicht. Diese soll Mut machen, die Radfahrausbildung im Realverkehr umzusetzen und praktische Hilfe dazu leisten. Die Befragungen, Hospitationen und Erprobungen haben gezeigt, dass die Bedingungen an den einzelnen Schulen sehr unterschiedlich sind. Nach dem Baukastenprinzip kann mit einzelnen Elementen begonnen und der theoretische und praktische Unterricht schrittweise umgestellt werden. Die Broschüre enthält neben grundsätzlichen Erläuterungen Ideen und Anregungen, wie der reale Straßenverkehr im Unterricht in Theorie und Praxis einbezogen werden kann. Konkrete und praktizierte Möglichkeiten zur Umsetzung der praktischen Ausbildung im Realverkehr werden vorgestellt. Zahlreiche Arbeitshilfen für die Praxis ergänzen die Vorschläge, z. B. zur Auswahl der Strecke, zur Umsetzung im Unterricht, zur Einbindung und Schulung von Eltern, Argumentationshilfen und Elterninformationen. 

Fazit: Radfahrausbildung im Straßenverkehr ist überall möglich. Die Frage ist, was zur jeweiligen Schule passt. Das hängt ab von den Bedingungen vor Ort, der Schulumgebung, der personellen Situation und den Fähigkeiten der Kinder.

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