Berlins Naturschutzverbände beteiligen sich seit einigen Jahren an der Entwicklung der Internationalen Gartenausstellung (IGA 2017) in Berlin – vernachlässigen indes eine einmalige historische Phase des flächenmässig größten Zoos Europas. Vielleicht auch vor dem Hintergrund, dass NaturschützerInnen nicht immer das beste Verhältnis zu Zoos hatten und haben.
Aber der Berliner Tierpark mit 160 Hektar Fläche für heimische Tier- und Pflanzenarten in mitten der Stadt können dem Naturschutz nicht egal sein. Eine Menge Platz und Strukturen könnten zu neuen Paradiesen für heimische Arten entwickelt werden.
Das Potenzial ist noch nicht erkannt
So hat bisher auch kein Fachkundiger nach den im östlichen Teil vermuteten Eidechsen-Vorkommen gefahndet. Der Tierpark wäre z. B. auch ein ideales Fledermausbiotop. Weithin unbekannt ist der Tierpark als Berlins heimlicher zweiter Botanischer Garten mit zahlreichen Naturdenkmälern.
Gehölz-Raritäten wie z.B. Berlins einzige immergrüne Eiche nebst der vermutlich ältesten Flieder-Pflanzung sowie großzügige Staudenanlagen sind allein schon den Besuch wert.
DIE NEUE ROLLE DER ZOOS: VERANTWORTUNG FÜR ERHALT VON TIERARTEN
Moderne Zoos sind keine Tierschau-Rummelplätze mehr, sondern leiden eher unter einem “Arche Noah”-Syndrom. Für viele Tierarten sind Zoos inzwischen die einzigen Überlebensinseln. Die zahlreichen Wiederansiedlungs- und Auswilderungsprojekte genießen bisher wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
Werbung “live” für den Respekt vor der Schöpfung, die der weltweiten Vielfalt des Lebens – das ist die Hauptaufgabe moderner Zoos.
NACH VIELEN JAHREN: BESUCHERPLUS UND SCHWARZE ZAHLEN 2015
Jahrelang herrschte im Tierpark Stillstand, Besucherschwund, marode Technik, “Unterbringungen” die an Tierquälerei grenzen, frustrierte Belegschaft, konzeptionslose Führung mit Wagenburg-Mentalität – Diskussionen um Aufgabe und Schliessung…
Der neue Direktor Dr. Knieriem startet 2014 mit einem schweren Erbe – aber mit einer Belegschaft die gemeinsam mit diesem “revolutionären” neuen Chef um das Überleben ihres Zoos kämpfen will.
Eine echte Wende beginnt – über 1,2 Mio. Besucher und ein Jahresüberschuss von über 400.000 Euro – obwohl man noch einige Jahre am Berliner Landestopf hängen wird (2015 zu 39 %). Wesentliche technische und energiesparende Umbauten werden am sichtbar maroden Bestand in Gang gesetzt. Vormalige “Tier-Unterkünfte” werden in artgerechte Lebensstätten nach neuesten Erkenntnissen umgewandelt. Ein erster Schritt war eine Reduktion der Tier- und Artenzahl – mehr Lebensqualität für die Tiere statt “Tonnen-Ideologie” im Wettlauf der Zoos.
In dieser Phase der Entwicklung des Tierparks sollte auch die heimische Stadtnatur einen angemessenen Platz finden. Das wäre der nächste wünschenswerte Schritt für einen Tierpark der Zukunft.
links:
JAHRESBERICHT 2015 : EIN AMBITIONIERTES STATEMENT
Leicht lesbar, ehrlich und transparent – abzurufen unter:
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