Neben der Klimaerwärmung und dem Artensterben ist Plastikmüll die dritte große Herausforderung der Menschheit. Wie vielschichtig und global dieses Problem ist, zeigt der jetzt erschienene Plastikatlas, der die gegenwärtige Diskussion über Kunststoffe auf den Punkt bringt.
Erschreckende Zahlen und Daten
Hättet ihr gewusst, dass von den 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff, die zwischen 1950 und 2015 produziert wurden, 4,6 Milliarden Tonnen „entsorgt“ (deponiert, irgendwo hingeworfen) wurden, 2,5 Milliarden Tonnen noch in Gebrauch sind, 0,7 Milliarden Tonnen verbrannt und gerade einmal 0,5 Milliarden Tonnen recycelt wurden? Oder dass allein in Deutschland 9.696 Tonnen Mikroplastik jährlich als Bestandteil des Klärschlamms auf Äckern ausgebracht werden (Stand 2016)? Oder dass die durchschnittliche Nutzungsdauer von Plastik in Verpackungen bei einem halben Jahr, in Elektrogeräten bei acht Jahren, in Industriemaschinen dagegen bei 20 Jahren liegt?
Rundumschlag
Wie schon seine Vorgänger (Fleischatlas, Kohleatlas, Bodenatlas) setzt der Plastikatlas auf eine überzeugende Mischung von Fließtext, Schaubildern und Landkarten. Die Gemeinschaftsproduktion von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung präsentiert Zahlen und Fakten, die verständlich machen, wie die Plastikkrise ihren Lauf genommen hat, welche Akteur*innen involviert sind und welche Folgen die Kunststoffproduktion für Klima, Natur und menschliche Gesundheit zeitigt. Der 19 Kapitel umfassende Rundumschlag befasst sich mit einzelnen Sektoren wie Textilien, Ernährung und Tourismus, beleuchtet Genderaspekte und untersucht vermeintliche Alternativen wie sogenanntes Bio-Plastik und untaugliche Regulierungsversuche, die nur bei der Entsorgung, nicht aber bei der Produktion von Plastik ansetzen.
Wie es bei unerfreulichen Themen oft so ist, würde man das eine oder andere vielleicht lieber gar nicht so genau wissen. Etwa was das Fracking von Schiefergas in den USA mit der Plastikproduktion in Deutschland zu tun hat. Oder wem die EU-Kommission vor der Verabschiedung der Kunststoffstrategie 2018 mehr Audienzen gewährte – den Vertreter*innen der Umweltorganisationen oder denen der Plastikindustrie – es ist exakt so wie befürchtet, nur schlimmer.
Wege aus der Plastikkrise
Aber der Plastikatlas zeigt auch, was sich gegen die Plastikkrise tun lässt, wenn er das weltweite zivilgesellschaftliche Bündnis Break Free From Plastic und Kommunen auf vier Kontinenten vorstellt, die die unterschiedlichsten Maßnahmen ergreifen, um die Plastikflut zu stoppen.
Unsere Empfehlung: Lesen, darüber nachdenken und das Konsumverhalten ändern (falls nötig).
Der Plastikatlas ist im Juni 2019 erschienen: www.bund.net/plastikatlas
links:
https://www.breakfreefromplastic.org/
Der Beitrag wurde auch unter dem BUND-portal Remap.de veröffentlicht
Weiterer Lesetipp:
90% of plastic polluting our oceans comes from just 10 rivers
Titelfoto by djedj from Pixabay