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Vier Jahre Temporäre Spielstraßen in Berlin – eine Erfolgsbilanz

Berlin hat bewiesen, dass es möglich ist, den öffentlichen Raum für die Menschen zurückzugewinnen, um die Stadt lebenswerter zu gestalten.

© by BUND Berlin/Nicolas Šustr
Text: Melanie Hartung

Bunte Wimpel, Kinderlachen, Menschen, die den Straßenraum für sich nutzen… Wer es einmal erlebt habt, möchten den Flair der temporären Spielstraßen im Kiez nicht mehr missen. Dank des Bündnisses Temporäre Spielstraßen haben Spielstraßen in Berlin in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit und Beliebtheit erlangt. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, wie dem BUND Berlin, dem Deutschen Kinderhilfswerk, dem Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden und weiteren. Von 2019 bis 2023 hat das Bündnis Temporäre Spielstraßen in der Hauptstadt eine beeindruckende Entwicklung erlebt und einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in vielen Berliner Bezirken geleistet.

Die Idee hinter Temporären Spielstraßen

Temporäre Spielstraßen sind Straßen, die vorübergehend für den Autoverkehr gesperrt und für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Besucherinnen und Besucher geöffnet werden, um Platz zum Spielen, Entspannen und Begegnen zu schaffen. Dieses Konzept fördert die Nachbarschaftsbindung, die Verkehrsberuhigung und vor allem das Wohlbefinden in der Stadt.

Die Entwicklung von 2019 bis 2023

Im Jahr 2019 begann die Bewegung der Temporären Spielstraßen in Berlin mit lediglich einer Straße in Friedrichshain-Kreuzberg. In den darauffolgenden Jahren hat sich das Konzept rasch ausgebreitet. Inzwischen wurden 190 Kilometer Straßenland als Spielstraßen genutzt, was etwa 81 Prozent des Umfangs der gesamten Stadt entspricht. Dies ist eine beeindruckende Leistung und zeigt, wie dieses Konzept auf breite Akzeptanz gestoßen ist.

Stefanie Perrot und Gabi Jung vom BUND Berlin auf der Kreuzberger Böckhstraße anlässlich der 100. Auflage

Die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Pankow führen die Liste der Bezirke mit den meisten Spielstraßen an. Es wird deutlich, mit wie viel Engagement die Bürgerinnen und Bürger diese Initiative aktiv unterstützen. Die Böckhstraße verwandelte sich bereits 108-mal zur Spielstraße, gefolgt von Anzengruber-, Richard-Sorge-Straße und vielen anderen. 

Erfolge und Ausblick

Berlin hat bewiesen, dass es möglich ist, den öffentlichen Raum für die Menschen zurückzugewinnen, um die Stadt lebenswerter zu gestalten. So konnten 3,8 Quadratkilometer zusätzliche Spielfläche gewonnen werden – zum Vergleich: Das Tempelhofer Feld hat eine Fläche von 3,0 Quadratkilometern.

Die Temporären Spielstraßen bieten Raum für Aktivitäten, Begegnungen und soziale Interaktionen in einer Stadt, die sich ständig weiterentwickelt. Die Tatsache, dass diese Initiative in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist, zeigt, dass die Berlinerinnen und Berliner sie als wertvoll und wichtig erachten. Nicht umsonst wurden die Temporären Spielstraßen dieses Jahr mit dem Großen Preis des Berliner Umweltfestivals ausgezeichnet.

Auch im Ausland wurde das Berliner Konzept gewürdigt. So erhielten das Bündnis Temporäre Spielstraßen im Juni den „Right to play Award 2023“ der IPA (International Play Association) und wurde für den Mobilitätspreis des österreichischen Mobilitätsclub in der Kategorie „Internationale Vorbildprojekte“ nominiert.

Mit insgesamt 22.500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit sieht die Zukunft der temporären Spielstraßen in Berlin vielversprechend aus. Sie sind ein Beispiel für Bürgerbeteiligung und die Umgestaltung städtischer Räume im Interesse der Gemeinschaft.

Auch die insgesamt 4.500 Stunden Spielzeit zeigen, dass die Temporären Spielstraßen nicht nur eine vorübergehende Erscheinung sind, sondern ein fester Bestandteil des Berliner Stadtlebens geworden sind. Temporäre Spielstraßen fördern die Gemeinschaft und die Verkehrsberuhigung, was sich positiv auf das Miteinander der Bewohnerinnen und Bewohner auswirkt.

Es bleibt zu hoffen, dass Berlin weiterhin in diese Initiative investiert und dass andere Städte diesem Beispiel folgen, um die Lebensqualität in urbanen Gebieten weltweit zu steigern. Temporäre Spielstraßen sind nicht nur Straßen, die für den Verkehr gesperrt sind, sondern ein Versprechen für eine lebenswerte Zukunft in unseren Städten.

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