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Werkzeugkasten für gute Grünflächenpflege

© by Rudy and Peter Skitterians from Pixabay

Wie soll unser Stadtgrün aussehen, wie soll es gepflegt werden? In Berlin gibt es dazu sehr unterschiedliche Ansichten. Die einen wünschen sich mehr „Natur“ in den Parkanlagen – Wildblumenwiesen statt mit dem Lineal gezogene Rabatten, Heckendickicht statt würfelförmiger Ligustersträucher. Die anderen empfinden die städtischen Grünanlagen als ungepflegt, schmutzig und bei Nacht als nicht sicher und wollen daher mehr Pflege und Gestaltung. Beide Seiten finden in unserer Stadt mit großer Sicherheit Beispiele, die Ihrer Sicht der Dinge Recht geben. Die Verantwortlichen in den Grünflächenämtern kriegen daher oft harsche Kritik an ihrer Arbeit zu hören.

Die Fragestellung ist also: Was ist gute Pflege und wie können Pflegestandards für die Berliner Grün- und Freiflächen aussehen? Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz versucht diese Fragen in ihrem Handbuch Gute Pflege zu beantworten.

Zum Hintergrund: Das Handbuch Gute Pflege wurde 2016 von der Senatsverwaltung entwickelt und soll die „ressortübergreifende Verständigung auf regelmäßig fortzuschreibende interdisziplinäre Qualitätsanforderungen für die Berliner Grünflächenpflege unter Einbeziehung der Berliner Fachbehörden und Fachöffentlichkeit“ fördern. Im Klartext – Es wurden Empfehlungen für die Pflege verschiedener Arten von Stadtgrün entwickelt und man hat dabei alle Behörden und die Fachöffentlichkeit, die Anforderungen an die Grünflächenpflege stellen, einbezogen. Um allen Beteiligten gerecht werden zu können verfolgt das Handbuch daher einen interdisziplinären Ansatz mit drei Leitlinien: Erholung, Biodiversität und Gartenkunst. Diese sollen bei der Pflege nicht gegen einander ausgespielt werden, sondern mit- und füreinander wirken.

Blumenwiese (Quelle: Couleur auf Pixabay)

Wie das nun in die Praxis umzusetzen ist, wurde in einem Pilotversuch von 2018 bis 2021 erprobt. Auf 19 Flächen in allen 12 Berliner Bezirken pflegten die Mitarbeiter*innen nach den Empfehlungen des Handbuchs Gute Pflege. Dafür wurden zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Auf drei Flächen wurde ein besonderer Fokus auf die Biodiversität gelegt.

„Wir haben den Ergebnisbericht schon fast, aber noch nicht ganz in unseren Händen“, sagt Henning Schahin von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Die ausführlichen Ergebnisse des Praxistests werden in Kürze veröffentlicht. Einen ersten Ausblick gewährten Herr Schahin und seine Kollegin Katrin Heinze vorab bei einer BUND-Veranstaltung am 07. November 2022.

Aus der Pilotphase wurden Zwölf Kernbotschaften gewonnen. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen unter anderem, dass das Handbuch sich als nützliches Instrument für die Pflege erwiesen hat. Der Zustand der Pilotflächen hat sich deutlich verbessert und das wurde auch von der Öffentlichkeit anerkannt. Außerdem wurde festgestellt, dass eine klare Formulierung der Pflegeziele für eine Fläche Konflikte zwischen unterschiedlichen Nutzungsinteressen, wie z. B. Erholung und Klimaanpassung, verhindert. Auch wurde ermittelt, dass eine ökologische Pflege oft nicht weniger aufwändig oder kostengünstiger als das klassische Vorgehen ist. Eine deutlich verbesserte finanziellen und personellen Ausstattung der Bezirke wird daher als notwendig angesehen. Zusätzlich hat der Pilotversuch bei den bezirksübergreifenden Prozessen und Arbeitsabläufen zu einer neuen Dynamik geführt und den Austausch gefördert.

Katrin Heinze erklärt: „Das Handbuch Gute Pflege war immer so gedacht, dass es fortgeschrieben wird. Eine Ausschreibung ist für das 3. Quartal 2023 geplant.“ Eines der Ziele für die Überarbeitung wird es sein, den Anwender*innen zu vermitteln, dass das Handbuch nur einen Rahmen schafft, der auf die spezifischen Gegebenheiten einzelner Parks angepasst werden kann und soll. Unerlässliches Werkzeug ist dafür die Durchführung von Aus-, Fort- und Weiterbildungen.

Katrin Heinze und Henning Schahin kommen zu dem Schluss: “Der Prozess, der zu einer nachhaltig qualitätsvollen und auskömmlichen Unterhaltungspflege des städtischen Grüns führen soll, ist langwierig und hat erst begonnen!”

 

Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier: Vortragsfolien zum Handbuch Gute Pflege

Das Handbuch Gute Pflege können Sie hier herunterladen.

Weitere Informationen der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz zum Thema Biologischen Vielfalt finden Sie hier.

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